Die Lampen sind in Wohngebieten ungeeignet.
- Die Lampen strahlen horizontal ab
- Die Wohnhäuser werden angestrahlt
- Die Bewohner können nicht mehr
ohne weiteres bei offenem Fenster schlafen, das Licht der Horizontal-Strahler
würde einen gesunden Schlaf verhindern. Dadurch sinkt die Lebensqualität
enorm.
- Die Schlafzimmer müssen verdunkelt
werden, entweder durch Rollläden oder mittels lichtundurchlässiger
Vorhänge.
- Alternativ müssten die Schlafzimmer
nach hinten verlegt werden.
- Der Fußweg unterhalb der Lampe ist
sogar abgeschattet!
Die Lampe scheint nicht dafür gemacht worden zu sein, die Wege zu
beleuchten. Der Zweck einer Straßenbeleuchtung in Wohngebieten ist
es aber, Straßen und Wege zu beleuchten. Das heißt, die Lampen sollten
nach unten leuchten, dorthin wo das Licht gebraucht wird. Und genau
das tut diese Art der Beleuchtung n i c h t : Die Lampen
sind in Wohngebieten dysfunktional.
- Die Lampen blenden
Wegen der Blendwirkung sieht man als Fußgänger weniger als bei guter
Beleuchtung, die nur nach unten abstrahlt. D.h. das Licht dieser Lampen
führt durch direkte Einstrahlung ins Auge zu einer verkleinerten Pupille,
wodurch der eigentliche Sinn der Orientierungsfindung wieder geschmälert
wird. Das gilt aber nicht nur für Fußgänger sondern auch für alle anderen
Verkehrsteilnehmer.
- Ein Beispiel schlechter Straßenbeleuchtung
"Diese Leuchten müssen dringend durch optimale Leuchten ersetzt
werden - so schnell wie möglich!" heißt es auf der Website sternenpark-schwaebische-alb.de....
Die Horizontalstrahler
Die Horizontalstrahler werden auch "Pilzleuchten" genannt.
Im Englischen werden diese Lampen als "Posttops" bezeichnet, da die Lichtquelle
exakt an der Spitze des Mastes sitzt. Gedacht sind sie zur Ausleuchtung
von Plätzen aller Art. Dagegen sind sie für die Ausleuchtung einer Straße
denkbar ungeeignet. Das Licht verteilt sich über die Straße hinaus, wird
also verschwendet oder landet dort, wo es nicht erwünscht wird (links
mit 1/10sec, in der Mitte mit 1/500sec belichtet):
Ineffizient - aufwendig konstruiert - dysfunktional:
Horizontalstrahler in Gießens Wohngebieten.
Unangenehme Fragen
Die Installation der "Posttop"-Lampen in reinen Wohngebieten
wirft unangenehme Fragen auf:
- Warum will man die Häuser anstrahlen?
- Ist dem Entscheider bewußt, dass die Horizontal-Strahler in Wohngebieten
dysfunktional sind, d.h. nur in zweiter Linie die Wege und Straßen beleuchten?
- Ist dem Entscheider bewußt, dass die Horizontal-Strahler in Wohngebieten
die Gesundheit der Anwohner gefährden? Gesunder Schlaf ist ein hohes
Gut und es gibt durchaus eine sinnvolle Straßenbeleuchtung, bei der
die Anwohner gut schlafen können, ohne sich verbarrikadieren zu müssen.
- Alte Lampen erfüllen viele Jahre ihren Zweck. Das Lampengehäuse kann
man reparieren oder austauschen, Leuchtmittel kann man gegen effizientere
austauschen. Ist das dem Entscheider bekannt?
- Wie hoch sind die Kosten für die Installation eines Horizontal-Strahlers?
- Wer trägt diese Kosten?
- Wer profitiert von der Installation der Horizontal-Strahler?
- Wer profitiert von der horrenden Energieverschwendung?
Durch Vergleich des Abstrahl-Winkels von - sagen wir 300° - eines Horizontal-Strahlers
mit dem empfehlenswerten Öffnungswinkel von 60° eines nach unten gerichteten
Lichtkegels läßt sich eine grobe Schätzung angeben: Man könnte 75 -
90 Prozent der Energie sparen!
Wie man es besser macht
In Solingen findet man vorbildliche Straßenlampen,
die horizontal abgeschirmt sind. Diese blenden nicht und leuchten nur
nach unten. Die Bilder links und rechts zeigen eine solche Lampe bei Tag
bzw. bei Nacht (bitte anklicken zur Vergrößerung).
Hier
gibt es eine Liste voll abgeschirmter Leuchten.
Aber auch in Gießen und Heuchelheim gibt es viele Beispiele für zweckmäßige
Strassenbeleuchtung, vereinzelt trifft man sogar auf Lampen, die nur nach
unten leuchten und nicht blenden. Einige Beispiele für zweckmäßige Straßenbeleuchtung:
- In der Bromberger Straße beispielsweise wird die Straße beleuchtet
und nicht die Häuser. Diese Beleuchtung (Typ "alte Kofferleuchte") ist
aber noch verbesserbar,
denn hier wird zuviel Licht auch seitlich abgestrahlt und das blendet.
- Die aktuelle Lampe vor unserem Haus (Typ "alte Kofferleuchte") leuchtet
nach unten und strahlt das Haus nicht direkt an. Die Lampe ist aber
viel zu hell und strahlt zuviel seitlich ab, aber damit kann man gerade
noch leben.
- Entlang des Fahrradweges am Klingelbach zwischen Altenfeldsweg und
neuer Mensa sind Lampen installiert, die sogar horizontal etwas abgeschirmt
sind. Diese Lampen sind zwar viel zu grell und blenden noch seitlich,
aber immerhin leuchten sie in erster Linie nach unten auf den Weg.
- Am Eingang zur Vitos-Klink sind zwei abgeschirmte Lampen, die nur
nach unten strahlen.
- Auf der "Sachsenhäuser Brücke" (K28, Rodheimer Straße) gibt es Lampen
im Retro-Look, die nach unten strahlen und nicht blenden.
- In Heuchelheim, z.B. in der Kirchstraße, gibt es sogar Lampen, die
an niedrigen Pfosten montiert sind und nach unten aufs Pflaster leuchten.
Diese wären durchaus für Gehwege geeignet, allerdings würde weniger
als die Hälfte der Leistung ausreichen.
Eine Lampen-Besichtigungstour durch Gießen
Unter
diesem Link
wird in OpenStreetMap eine Route durch die Stadt angezeigt.
Ich biete allen Interessierten an, sie auf dieser Route nach Einbruch
der Dunkelheit mit dem Fahrrad zu begleiten und etwa 15 verschiedene Lampentypen
zu besichtigen und zu diskutieren.
Ein fast richtiges Gehäuse
Gießen ist kein Präzedenzfall. Dr. Andreas Hänel konnte Stadtwerke und
Entscheidungsträger seiner Gemeinde bei Osnabrück überzeugen, die Finger
von den "modernen" Pilzleuchten (ähnlich der Gießener Horizontal-Strahler)
zu lassen und stattdessen Aufsatzleuchten wie im Bild rechts einzusetzen,
die das Licht so effektiv auf die Verkehrsfläche lenken, dass die Beleuchtungsstärke
unter der Leuchte mindestens verdoppelt wurde. Er hatte Fotos von bereits
installierten "modernen" Pilzleuchten mit 2 x 18 W-Lampen gemacht, wo
die Hausfassaden heller als der Gehweg erleuchtet waren - offenbar hatte
es überzeugt. Jetzt sind über 1000 Aufsatzleuchten mit 2 x 18 W-Lampen
installiert worden, die vorwiegend nach unten strahlen. Die installierte
Ausatzleuchte ist aber immer noch nicht die beste, sie hat noch ein ULOR
von 3% (upward light output ratio = Abstrahlung in den oberen Halbraum),
vor allem durch die geneigte Montage - aber eben besser als alle Pilzleuchten.
"Lampen mit ULOR = 0% sind am besten. Die haben eigentlich fast alle
deutschen Hersteller, Jeder Fachmann sollte mit der technischen Angabe
'ULOR' umgehen können" schrieb mir Dr. Andreas Hänel in einer E-Mail.
Allgemeine Hinweise zur Straßenbeleuchtung
- Fünf Regeln:
- Die Lampe muss nach unten leuchten.
Nach unten!
- Die Lampe muss voll abgeschirmt sein
(upward light output ratio ULR=0%).
- Die Lampe darf nicht nach unten aus
dem Gehäuse herausragen.
- Das Abdeckglas muss plan sein.
- Die Leuchte muss exakt horizontal
montiert sein.
- Eine
Liste voll abgeschirmter Leuchten mit ULR=0
Mit Bildern. Unter lichtverschmutzung.de (VdS Fachgruppe DarkSky).
- Abgeschirmt,
warmweiß, maßvoll, energieeffizient
Weitere Infos für Gemeinden.
- Der
Verlust unserer Nacht, Video der International Dark-Sky Association
(IDA):
"Leuchtkörper, die das Licht nur dorthin lenken, wo wir es benötigen
- nur die Orte beleuchten, wo Licht benötigt wird - unnötiges Licht
abschalten."
Unten wird das Licht benötigt, nicht am Himmel und nicht an den Hausfassaden,
sondern unten !
- Forderungen
an eine umweltfreundliche Straßenbeleuchtung
Gute und schlechte Strassenlampen mit Bildern.
- Infos
zur Straßenbeleuchtung
"Allerdings wird eine Beleuchtungsstärke von 1 Lux auf einem Fenster
bereits als störende Lichtimmision definiert (Hinweise zur Messung und
Beurteilung von Lichtimmissionen, Länderausschuß für Immissionsschutz).
Dies ist aber immer noch 3mal stärker als die Beleuchtungsstärke, des
hoch stehenden Winter-Vollmondes auf eine horizontale Fläche - und viele
Menschen fühlen sich bereits durch den Vollmond im Schlafe gestört!"
- Lichtverschmutzung
geht uns alle an (PDF, 7MB)
"Gemeinden stellen sich offensichtlich unter eine Art Leistungsdruck
in der sinnlosen Beleuchtung mancher Gebäude. Man fragt sich: wie kann
ich die Nachbargemeinde übertreffen an Helligkeit. Aber die Frage nach
dem Sinn, die Frage nach der Verantwortung für die Folgen dieser Lichtverschmutzung
wird nicht gestellt, weil daran nicht gedacht wird." Eine Präsentation
von Dr. Dietmar Hager (Arzt und Amateur-Astrofotograf, F.R.A.S.) et
al.
- Lichtsmog bedroht die Gesundheit:
Von Jahr zu Jahr verschwindet die nächtliche Dunkelheit mehr von unserem
Planeten. Mit dramatischen Folgen für die Gesundheit der Bürger, warnen
mittlerweile viele Wissenschaftler, unter ihnen die Präsidentin des
Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel:
"Es gibt Hinweise, dass in stark beleuchteten Wohngegenden ein erhöhtes
Krebsrisiko besteht, was Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei
Männern betrifft. Da ist sicher auch eine Menge Forschungsbedarf gegeben,
aber es gibt entsprechende Hinweise. Zusammenhängen könnte das mit der
Ausschüttung des Melatonins. Das ist ja das sogenannte Dunkelheitshormon,
was vor allem im Dunklen produziert wird, im Schlaf - und was vor allem
auch für einen gesunden Schlaf verantwortlich ist." (www.dradio.de).
- Dr. Dietmar Hager (s.o.) schreibt folgendes:
"Melatoninsynthese ist signifikant reduziert unter Lichtexposition eines
schlafenden Menschen bei Nacht. Zahlreiche Studien hierzu; z.B.: K.
Schulmeister et al. Blask et al. Mögliche Symptome im Falle eines daraus
resultierenden Mangels der Wirkung: Kopfschmerzen, Gastrointestinale
Symptome (Verdauungsstörungen, etc), Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen,
Gereiztheit, Leistungsminderung. Melatonin ist ein Hormon von zentraler
Bedeutung im Hormonhaushalt des Menschen. Es steuert gemeinsam mit dem
SCN das Wach-Schlaf-Zentrum und ist ursächlich verantwortlich für einen
ausgewogenen erholsamen Schlaf. Des weiteren sei es krebszellsuppressiv
und anti-oxidativ wirksam. Die Synthese findet in der Nacht statt und
daher ist es von entscheidender Bedeutung, daß
der schlafende Mensch in einem tatsächlich dunklen Raum liegt."
Quelle: "Lichtverschmutzung – Konsequenzen für die menschliche Gesundheit"
(pdf, S.42).
- "Was
machen wir hier eigentlich?". Harald Lesch, YouTube (1,5 min).
- Medizin-Nobelpreis (2017) für die innere Uhr:
"Denn wenn die innere Uhr nicht richtig funktioniert,
hat dies gesundheitliche Folgen, meist verursacht durch Schlafstörungen,
eine typische Begleiterscheinung gestörter Chronobiologie beim Menschen.
Sie können dabei sowohl Folge als auch Ursache von aus dem Ruder geratener
Signalkreisläufe sein – etwa der Regulation durch Insulin oder Stresshormone.
Eine Reihe von Gedächtnisstörungen sowie neurologische und psychische
Erkrankungen von Depressionen bis hin zu bipolaren Störungen werden mit
falsch regulierten inneren Uhr in Verbindung gebracht: Viel scheint schiefgehen
zu können, wenn Zellen nicht im Einklang mit dem Tag-Nacht-Rhythmus stehen,
der sie im Laufe ihrer Evolution stets begleitet hat." (www.spektrum.de).
Weltraum-Beleuchtung in Gießen?
Foto eines Wohnviertels mit "Posttops":
Prächtige Illumination für Vögel, Flugzeuginsassen, ISS-Astronauten und
Mondbewohner?
Die "Straßenlampen" werfen Schatten auf die Straße
Das muss man selbst gesehen haben:
Kafkaesk
"Wenn diejenigen, die das Zentrum der Macht besetzen,
im Dunkeln bleiben, dann hat man das Gefühl, die Situation sei «kafkaesk».
... und in der heutigen Gesellschaft weiß man – trotz der scheinbaren
Transparenz – auch nicht so genau, wie es in den obersten Instanzen zugeht.
Wir wissen nicht, wo das Machtzentrum liegt, wir wissen nicht einmal,
ob es ein solches Zentrum überhaupt gibt. Man wüsste gern, wie es dort
oben zugeht, aber man lernt allenfalls die Zwischenhändler kennen. Das
ist genau wie in Kafkas Proceß.“ (Zitat unter http://de.wikipedia.org/wiki/Kafkaesk)
Die Situation erlebe ich als kafkaesk aus folgenden Gründen:
- Der Entscheidungsträger gibt sich nicht zu erkennen.
Es ist nicht klar, wer für die Horizontalstrahler verantwortlich ist.
Ich weiß nicht, ob es eine einzelne Person ist oder ein Dunkles
Gremium .
- Keinerlei inhaltliche Antwort der Stadtwerke Gießen.
"Leider können wir Ihnen inhaltlich keine anderen Informationen geben...:
Für die Straßenbeleuchtung ist die jeweilige Kommune verantwortlich,
in Gießen also die Stadt Gießen." schrieb mir eine Mitarbeiterin der
SWG
als Antwort auf meine E-Mail.
- Keinerlei inhaltliche Antwort der Behörden der Stadt Gießen.
"Eine Erneuerung der vorhandenen Beleuchtung kann durchaus möglich werden.
Sobald konkretere Planungen vorliegen, werden Sie im Zuge der Information
nach der Straßenbeitragssatzung von den anstehenden Maßnahmen in Kenntnis
gesetzt." schrieb mir ein Behörden-Mitarbeiter ganz allgemein auf meine
Anfrage, ob man uns auch einen Horizontalstrahler vors Haus setzen werde.
Die Anfrage wurde einfach ignoriert.
- Zwangsbeleuchtung für die nächsten 30 Jahre?
Das ist ein Gefühl von Bedrohung und Machtlosigkeit: Eine zukünftige
Zwangsbeleuchtung des eigenen Hauses Nacht für Nacht in den nächsten
30 Jahren und es existiert keine Instanz, die auf Anfragen konkret antworten
und die Bedrohung abwenden würde.
- März 2010 bis Februar 2012 -
- seit März 2012 -
Die Wende zum Guten
"Bei der Stadt muss es doch irgendwo auch vernünftige
Leute geben!“
(ein Gießener Anwohner im März 2012)
- Eine qualifizierte Stellungnahme aus dem Büro der Bürgermeisterin:
"Ihre Fotos dokumentieren in beeindruckender Weise die 'Lichtverschmutzung'
in/über Gießen. Bei der Installation neuer Straßenlampen bzw. dem Ersatz
alter Lampen haben wir den Aspekt der Lichtverschmutzung schon stärker
berücksichtigt .... Ich werde die Thematik mit den fachlich betroffenen
Stellen in der Stadtverwaltung jedoch auch nochmals erörtern... Soweit
Leuchten unerwünschterweise nach hinten das eigene Gebäude bestrahlen,
prüfen wir auf Anfrage gerne, ob dies durch den nachträglichen Einbau
einer Blende gemildert werden kann."
Diese erfreuliche Stellungnahme erhielt ich aus dem Büro der Bürgermeisterin
am 5. Juli 2012. Das lässt hoffen.
Kindern kann man es erklären
- Dann sollten es erwachsene Entscheidungsträger auch verstehen:
Schutzgebiete für leuchtende
Sterne (bitte anklicken). Der Zeitungsartikel erschien auf der Kinderseite
"Meine Seite" der Gießener Allgemeinen am 10. Juli 2012
- "Ich würde sagen: 95 Prozent der Politikerinnen und Politiker
wissen überhaupt nicht, dass es Lichtverschmutzung gibt." Das liest
und hört man man bei www.dradio.de
- In Frankreich verstehen es auch die Behörden:
"Ab ein Uhr nachts müssen jetzt Büros, Geschäfte und alle öffentlichen
Gebäude ihre Beleuchtung ausschalten. Das liest man bei www.telepolis.de
Gießen vom Weltraum aus gesehen
Das Bild rechts zeigt Hessen bei Nacht.
Gießen, Wetzlar und Marburg sind deutlich zu erkennen
(F=Frankfurt, FD=Fulda,
KS=Kassel).
Es ist ein kleiner Ausschnitt einer Aufnahme des Suomi National Polar-orbiting
Partnership Satelliten (Suomi NPP).
Quelle und weitere Infos zum Bild:
Die Nachtabschaltung der Straßenlampen in umliegenden Gemeinden
"Noch radikaler verfährt man in Ebsdorfergrund.
Dort ist es nämlich schon seit 20 Jahren nächtens zappenduster, weil nicht
nur in den Nebenstraßen um 0.30 Uhr die Lichter ausgehen, sondern schlechterdings
überall."
Ein Beispiel für gute Recherchearbeit und journalistische Qualität in
einer Lokalredaktion.
Zur Vergrößerung bitte anklicken (eine PDF gibts hier):
Quelle: Luft, M.: Wenn’s nachts auf den Straßen
dunkel bleibt.
Gießener
Allgemeine Zeitung, gedruckte Ausgabe am 16. 2. 2013
Mit freundlicher
Genehmigung des Autors und des Verlags der Gießener Allgemeinen Zeitung
Ein Kommentar zum Schluss
Endlich! Nach so vielen Jahrzehnten, scheinen die Gemeinden auf die richtige
Idee zu kommen: Wir können die Straßenlampen auch abschalten, zumindest
temporär. Wie der Zeitungsartikel oben eindrucksvoll beschreibt,
scheint die dunkle Bedrohung
nur eine gefühlte
zu sein. Das ist bemerkenswert!
Man muss aber nicht so weit gehen wie in Ebsdorfergrund und alles abschalten,
man kann auch einen vernünftigen Mittelweg einschlagen etwa mit Lampen,
die nur nach unten leuchten und nicht blenden. Wetten, dass man mit vernünftiger
Beleuchtung 90% des Stromverbrauchs senken,und gleichzeitig den Bedenken
der Frauenbeauftragten Rechnung tragen könnte? Und dazu müsste man noch
nicht einmal neue LED-Technik einsetzen, man müsste nur mit Sinn und Verstand
an die Sache herangehen und die richtigen
Experten fragen, freilich nicht die Beleuchtungsexperten mit den Hochglanzbroschüren.
Licht wird von finsteren Mächten als Foltermethode eingesetzt, um Gefangene
zu quälen. Aber auch das Licht von Straßenlampen kann ungesund sein und
das betrifft uns alle. Ein extremer Fall ist es, wenn man Anwohnern direkt
vors Haus einen Fassadenstrahler montiert. Dadurch nötigt man sie eventuell,
die Rollläden herunterzulassen und aufs Schlafen bei offenem Fenster für
immer zu verzichten. Man greift also in die Privatsphäre der Anwohner
ein und zwingt sie zu einer ungesunden Lebensweise. Kein Anwohner sollte
sich das gefallen lassen.
In puncto Kriminalität wäre zu bedenken, was passierte, wenn sich jeder
in seiner Wohnung hinter den Rollläden verschanzte. Niemand würde hören
oder sehen, was draußen vor sich geht und die Räuber würden sich erst
recht ungestört fühlen.
Manchmal ist es gut, einen distanzierten Standpunkt einzunehmen. Man fahre
an einem milden sternenklaren Abend raus in die höhergelegene Gegend von
Königsberg/Hohensolms und suche sich eine dunkle Stelle abseits der Straßenlampen.
Wenn man lange genug den Sternenhimmel bestaunt hat, fallen einem die
Aufhellungen über Gießen und Wetzlar auf und man wundert sich über die
enorme Licht-Verschwendung. Als ob es in ihren Genen verankert wäre, als
ob sie unbegrenzte Mittel zu Verfügung hätten, fluten die Menschen immer
noch ihre Städte und Dörfer mit dem Licht von Blendlaternen und Fassadenstrahlern.
Das scheint für sie ganz normal zu sein. Aber das ist es nicht. Es ist
der helle Wahnsinn.
Ein Zitat:
-
"Draußen war es dunkel geworden in dieser ruhigen Straße
... die Bewohner hatten die Stadtverwaltung ausdrücklich darum gebeten,
keine Straßenlaternen anzubringen. Die Siedlung stehe unter Denkmalschutz,
argumentierten sie, und mit Straßenbeleuchtung sähe man die Sterne nicht mehr so gut."
[Yewande Omotoso, in ihrem Buch "Die Frau nebenan"]