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M 101, Chandras Spur und eine Supernova

[Astrofotografie in der Stadt und auf dem Lande]
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Infos zur Spur des Röntgensatelliten Chandra: www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=85068#369830



Gießen, den 3. September 2011: Sichtung einer Supernova vom Typ Ia in M101 mit dem 20x80-Fernglas
* Eine Sternstunde *


Karte | überlagert | SN markiert | SN-Foto | M101-Foto | In Memoriam    
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Das rote "x" in der Mitte des Bildes 1/6 zeigt die Position des von mir am 3.9.2011 im Fernglas "TS 20x80 Triplet" gesehenen Objekts, aus der Erinnerung am Morgen danach eingezeichnet. Das Objekt sah aus wie der 10,37mag-Stern darunter. Es war eingebettet in ein diffuses, graues Nebelfleckchen, das einen Durchmesser von etwa 10 Bogenminuten hatte und sich mit unregelmäßem Rand eher nach rechts oben erstreckte, d.h. das Objekt befand sich etwa auf 8 Uhr innerhalb des Nebelfleckchens. Ich habe mir eingebildet, dass das Nebelfleckchen vom Objekt (im folgenden "Supernova" genannt) beleuchtet wurde. Die Supernova sah also ähnlich aus wie der 10,37mag-Stern "TYC 3852-78-1", der im Bild oben mit "10.37" bezeichnet ist. Beide waren sicher und direkt zu sehen. Ich habe auf einem mitgebrachten Monobloc-Stuhl sitzend in aller Ruhe bequem beobachten können, etwa zwischen 21:30 und 23 Uhr MESZ. Zu Beginn war zwar der Halbmond noch nicht untergangen, aber er störte nicht weiter in der Region des Großen Wagens. Einige Male hatte ich eine Pause auf einem ebenfalls mitgebrachten Liegestuhl eingelegt und den prachtvollen Sternenhimmel zwischen Schwan und Cassiopeia bewundert. Nach den Pausen war es immer wieder leicht gewesen, die Supernova im Fernglas zu finden: Ich brauchte es nur ein bisschen nach unten zu schwenken, um die eingeprägten Sterne wiederzufinden. Es war ein selten warmer (um 23:OO Uhr noch 23°Celsius), windstiller und ruhiger Herbstabend am Beobachtungsort draußen im Gelände auf 400 Meter ü.d.M. Man hörte weder Tiere noch den üblichen Kirmes- bzw. Partylärm aus den umliegenden Dörfern. Wir waren mit dem Auto hingefahren. Sabine hatte mich begleitet und die ganze Zeit in einem zweiten Liegestuhl den Sternenhimmel angestaunt. Durchs Fernglas wollte sie nicht gucken, der Sternenhimmel mit bloßem Auge war ihr genug. So hatten wir beide einen von diesen Abenden verbracht, die man im ganzen Leben nicht mehr vergisst. Kurz nach 23 Uhr traten wir den Heimweg an, als von Süden her der Himmel sich zu verschleiern begann und die Lichtverschmutzung Wetzlars den Himmel zunehmend aufhellte.
Nachtrag: Der blaue Punkt in Bild 4/6 (SN-Foto) zeigt das, was von der Supernova am 24. Mai 2012 - neun Monate später - übrig war.

Fazit:

Aufsuchkarten:


Nachtrag (11.9.2011): Die Supernova beobachte ich mit dem 20x80-Fernglas weiter in der Stadt, von unserem Balkon aus. Der lichtverschmutzte Stadthimmel läßt tatsächlich noch Beobachtungen zu, allerdings ist der 10.37mag-Vergleichsstern "TYC 3852-78-1" bisweilen nur noch knapp erkennbar. Schwächere Sterne sieht man leider nicht. Eine dünne Bewölkung erwies sich am 10.9. sogar förderlich, denn wie ein experimentell beabsichtigter Filter verhüllte sie den Vergleichsstern, ließ aber die Supernova noch durchscheinen. Dadurch wurde der Helligkeitsunterschied augenfällig. Nach zwei solcher Beobachtungen glaube ich, die o.g. Schätzung der Helligkeit vom 3.9.2011 im Nachhinein genauer angeben zu können: 10,5mag. Hier eine Liste meiner Schätzungen (mit einer Unsicherheit von vielleicht +/- 0,2mag):



Weitere Infos zur SN 2011fe:


Allgemeine Infos über Supernovae:
Theoretische Berechnungen zeigen, dass die Geschwindigkeit der Elektronen in einem Weißen Zwerg von etwa der 1,4-fachen Masse der Sonne Lichtgeschwindigkeit erreichen würden. Weil sich weder Elektronen noch etwas anderes schneller als das Licht bewegen kann, kann es keine Weißen Zwerge geben, deren Masse höher ist ... Sofern die Masse dieser Weißen Zwerge hinreichend anwächst, können sie eines Tages die Massengrenze Weißer Zwerge von 1,4MSonne erreichen. Dies wird der letzte Tag des Lebens des Weißen Zwergs sein... Der Weiße Zwerg explodiert vollständig in einem Ereignis, das wir als Typ 1a-Supernova bezeichnen.
(Zitate aus "Astronomie: Die kosmische Perspektive" (S.830 und S. 832), das vielleicht beste Buch, das je gedruckt wurde.)

 
Siehe auch: Liste der alpha-Centauri-Episoden.

Zu guter Letzt:
Fotografie einer Supernova II in M95 am 25. März 2012
 






Die ganz oben zu sehenden M101-Landhimmel-Bilder 1-9 vom 25.4.2009 basieren auf Aufnahmen
während des April-TTV 2009 in Stumpertenrod.
Das folgende Bild zeigt u.a. den Autor und seinen Kollegen Jörg Kroll mit ihrem Equipment
(mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Mischel).
Jörg und Josef auf dem TTV 2009


Das Equipment zur Aufnahme von M101, das zum erstenmal draußen auf dem Feld vollständig funktionierte: Jörg und Josef auf dem TTV 2009
Siehe auch: www.josef-graef.de/sterne/equipment

Auf dem TTV-Gelände zog es rechtzeitig zur Dämmerung zu und man konnte die Instrumente noch nicht einmal einnorden. Wir saßen auf der Wiese bei Hühnersuppe, Bier und Tee zusammen bis etwa um 0:30 Uhr, als der Himmel begann aufzuklaren. Zunächst machten wir einige Beobachtungen durchs Fernglas, durch das große Sternwartenteleskop und durch die mitgebrachten Optiken. Nach dem Einnorden, Fokussieren, dem Starten der Autoguider und Kameras konnten wir gegen 2:00 Uhr morgens mit dem Fotografieren anfangen. Ab vier Uhr machte sich schon die Dämmerung auf den Bildern bemerkbar.

© 11.5.2009 (Upd. 26.5.2012) by Josef Gräf: M 101, Chandras Spur und eine Supernova.