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Die Sonnenfinsternis am 29. März 2006 bei Side
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Eine Finsternisreise an die Mittelmeerküste der Türkei

...daß der Eindruck recht lange nachhalte, er war ein herrlicher, dessen selbst ein hundertjähriges Menschenleben wenige aufzuweisen haben wird.
Adalbert Stifter, 1805 - 1868


Wieso regst Du Dich so auf? Wenn man in den Keller geht, wird es doch auch dunkel!
Eine theoretische Physikerin zum Autor, einige Tage vor dem 11. August 1999

Die Verfinsterung am Strand bei Side in Pamphylien
Beim Anblick der sechsstrahligen Korona fingen wir an zu jubeln, so groß war die Freude. Ich wünschte, es würde nicht aufhören (anders als 1999). Sechs Strahlen, drei nach unten rechts und drei nach oben links: so prägte sich das Bild zuerst bei mir ein. Beim zweiten Hinsehen waren mehr zu sehen.
Bilder veröffentlichen, Berichte schreiben oder mündlich überliefern - es hilft eigentlich alles nichts. Das Erlebnis kann man nur schwer einem Nichtbeteiligten vermitteln. Selbst die prächtigsten Bilder der Schwarzen Sonne mit Korona und Protuberanzen geben nur einen geringen Teil des Gesamterlebnisses wieder, das unbeschreiblich ist.
Beim zweiten Kontakt, das heißt beim Beginn der Kernschattenfinsternis (= Beginn der Totalität) wurde es schlagartig dunkel. Dieser Moment berührt die menschliche Seele.
Ich hatte das Gefühl, jemand betätigt unseren Zentral-Schalter. Danach empfand ich die Landschaft kurzzeitig wie eine große Bühne, auf der das Licht ausgeht. Und dann sah ich im Westen die Umrisse des weit entfernten Gebirges am rötlichen Horizont sich abzeichnen.
In der Stadt Side gingen einige Lichter an und von der Südspitze Sides bis zum antiken Theater im Norden leuchteten überall Blitzlichter von Fotokameras auf.

Side während der totalen Verfinsterung
Bild 1:
Side während der totalen Finsternis um 13:55 Uhr. Auf dem Originalbild sind die Umrisse des Gebirges zu erkennen.

Side während eines gewöhnlichen Sonnenunterganges
Bild 2:
Side nach einem gewöhnlichen Sonnenuntergang am Abend zuvor (Originalbild).

Side 6 Minuten vor der Totalität
Bild 3:
Side 6 Min. vor der Totalität (Originalbild).

Side an einem gewöhnlichen Sonnentag
Bild 4:
Side an einem gewöhnlichen Sonnentag: am Morgen zuvor um 10:43 Uhr (Originalbild).


Zur Verdeutlichung der Lichtverhältnisse hier die entsprechenden Bildausschnitte mit dem Apollon-Tempel in Side (nicht zum Anklicken):





Die Zeiten sind in türkischer Ortszeit, d.h. in EEST (EEST = MESZ + 1Stunde) angegeben.
Alle Bilder wurden vom Autor am selben Beobachtungsort, etwa 3km östlich des Apollon-Tempels aufgenommen mit der Canon S40. Für alle Bilder auf dieser Webseite gilt:   © 2006 by Josef Gräf bzw. © 2006 by Rolf Wilmes.
Die Bilder sind ohne Stativ entstanden. Für Bild 1 hatte ich die Kamera auf ein seitliches Rohr des eisernen Stegs am Beobachtungort legen können. Ich wäre viel zu zittrig gewesen, um freihändig ein brauchbares Bild hinzukriegen.

Eine halbe Stunde vor der Totalität spürte ich , daß ich keine Sonnenbrille und keine Schirmkappe mehr brauchte, bei meinen empfindlichen Augen normalerweise undenkbar am sonnigen Strand. Von diesem Zeitpunkt an wurde uns bewusst, wie seltsam, scheinbar künstlich, das Licht wurde. Es war, als befände man sich auf einer Theaterbühne mit moderner, durchaus heller, aber kalter Bühnenbeleuchtung. Bild 3 zeigt deutlich den Unterschied im Vergleich zum normalen Licht in Bild 4.

Bitte anklicken Ein bis zwei Minuten vor (!) der Totalität stach mir die Venus ins Auge (Originalbild), wiederum anders als in Ebersteinburg 1999. Während der Totalität war Merkur als kleines gelblich-orangefarbenes Pünktchen auf halber Strecke zwischen Venus und Sonne/Mond zu sehen. Die Venus konnte ich noch bis 14:15 Uhr, d.h. 17 Minuten nach der Totalität mit bloßem Auge sehen und wiederfinden.

Während der Totalität ist das bloße Auge das beste Beobachtungsinstrument.
Selbst der Blick durchs Fernglas zur Schwarzen Sonne reduziert die Wahrnehmung erheblich. Auch wenn man den Mondrand, die Protuberanzen und die Korona besser sehen kann, die Verengung aufs 4-5 Grad kleine Gesichtsfeld bedeutet den Verlust des Gesamteindrucks.
Und was die vielen Bilder betrifft: Ich habe bisher weder im Internet, noch in irgendeinem anderen Medium ein Foto gesehen, was auch nur annähernd dem gleichkäme, was ich mit bloßem Auge gesehen habe. Entweder zeigt das Foto einen Weitwinkelausschnitt der Himmelskuppel, dann zeigt es aber die Schwarze Sonne nur als kleines Pünktchen innerhalb eines größeren weißen Flecks. Oder das Foto zeigt eine Vergrößerung, dann sieht man zwar die Schwarze Scheibe mit prächtiger Korona aber sonst nicht viel mehr von der Himmelskuppel. Mit bloßem Auge sieht man aber alles zusammen!
Der Nicht-Augenzeuge betrachte Bild 1 auf einem großen Monitor, ergänze in der Phantasie das Bild zur ganzen Himmelskuppel und stelle sich eines der typischen Koronabilder (z.B. dieses) in die Himmelskuppel hineinmontiert vor, dann kann er vielleicht ahnen, was mit bloßem Auge zu sehen war.

Was ich nicht gesehen habe:
Bitte anklicken eine herannahende Schattenwand, fliegende Schatten am Boden, Sterne. Bewußt ließ ich während der Totalität den Blick über die ganze Himmelskuppel schweifen. Außer Venus, Merkur, Mond mit Korona konnte ich keinen weiteren Himmelskörper erkennen. Berichte über "funkelnde Sterne" sind also Jägerlatein.
Außer einer einsamen tief über dem Sand fliegenden Schwalbe im seltsamen Licht vor der Totalität fielen mir auch keine Tiere auf. Der Hund einer türkischen Familie, hundert Meter entfernt von uns, fing jedenfalls nicht an zu jaulen.



Die Schwarze Sonne
Dr. Rolf Wilmes, Mitglied der Treburer Sternwarte, hatte schon am 11. August 1999 die damalige Sonnenfinsternis und am 8. Juni 2004 den Venusdurchgang zusammen mit dem Autor beobachtet. Diesmal fotografierte er die Schwarze Sonne mit der Canon EOS 10D durch das BORG ED (Apochromat 102/640).
Im folgenden sind vier seiner Aufnahmen zu sehen (bitte anklicken), zu denen er schreibt:
"Die erste zeigt die Sonne wenige Sekunden vor der Totalität mit "Diamantring", bei der zweiten lugt dann ganz kurz vor dem zweiten Kontakt nur noch ein kleines Stückchen Sonnenrand links hervor, die dritte ist nach dem 2. Kontakt entstanden und ist kurz belichtet (1/250 sec. bei Empfindlichkeit 100 ASA), um die Protuberanzen sichtbar werden zu lassen. Die vierte entstand etwa in der mitte der Totalität und ist lang belichtet (1/20 sec. Bei 100 ASA), um die Korona aufzunehmen. Diese Aufnahme wurde stark nachbearbeitet, um feine Strukturen in der äusseren Korona sichtbar zu machen, weshalb die innere überbelichtet erscheint. Konventioneller Film hat hier einen grösseren Dynamikbereich, um auch solch grosse Helligkeitsunterschiede besser wiedergeben zu können. Dafür sieht man dann aber erst nach der Entwicklung, ob man mit seinen Belichtungszeiten richtig gelegen hat."

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Bild w1:
Der Diamantring.

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Bild w2:
Ganz kurz vor dem 2ten Kontakt.

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Bild w3:
Nach dem 2ten Kontakt.

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Bild w4:
Stark nachbearbeitetes Bild der Korona.

Wie will man trotz der prachtvollen, hellen Korona eigentlich noch Sterne fotografieren? Mich beschleichen manche Zweifel über die immer wieder nachgedruckte Geschichte über die Finsternisbilder von Eddington aus dem Jahre 1919, die laut Überlieferung die Idee Einsteins, die Gravitation geometrisch zu erklären, bestätigten. Über Eddingtons Genauigkeit gibt es einen lesenswerten Artikel in der englischsprachigen Wikipedia.


Die scheinbare Drehung

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sofi2006_video.avi
© 2006 by Dr. Rolf Wilmes.

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Diese gif-Animation (9 Sek.pro Bild, 4 Bilder), veranschaulicht die scheinbare Drehung der Sonne mit ihrem Gradnetz. Bitte anklicken.
Die Bilder der partiellen Phase zeigen drei Sonnenflecken am Rand der Sonnenscheibe. Zum Zeitpunkt des 1ten Kontaktes sind sie bei etwa neun Uhr zu sehen. Die große Animation (sofi2006_video.avi, 1000x1000 Pixel, 1,2 MB, per Mausklick auf die kleine Animation links downloaden oder anzeigen) zeigt deutlich, wie die Flecken bis zum 4ten Kontakt in Richtung 11 Uhr wandern, d.h. die Sonnenscheibe scheint sich nach rechts zu drehen. In Wirklichkeit dreht sich die Sonne nicht, jedenfalls nicht in diese Richtung und nicht so schnell, sondern die Erde. Die Bilder der Animation sind aufrecht (Zenit oben) und seitenrichtig, so wie man den Vorgang mit bloßem Auge oder mit einem Fernglas (beides selbstverständlich mit Sonnenschutz) gesehen hat. Das Aufnahmegerät war auf einem Fotostativ montiert und wurde mit Hand nachgeführt, es handelte sich eine quasi-azimutale Montierung. Dr. Rolf Wilmes hat die avi-Datei aus seinen durch das BORG ED fotografierten Bildern erstellt.

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N. oben, seitenrichtig.
Selbstverständlich hätte er auch jedes einzelne Bild per Grafikprogramm um einen eigenen Winkel drehen können, dass z.B. Norden immer oben ist, wobei in der daraus entstandenen Animation die Sonnenflecken sich nicht bewegt hätten wie beim Beobachten durch ein Fernglas auf einer parallaktischen Montierung. Das veranschaulicht die gif-Animation rechts (anklicken), deren Bilder alle mit Guide8 erstellt wurden.
Diese Überlegungen sind auch bei Merkur- oder Venusdurchgängen von Interesse, wenn die Spur des Planeten vor der Sonnenscheibe skizziert werden soll.





Der Beobachtungsort und das Beobachtungsteam

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Unser Beobachtungsort lag von Side aus gesehen am zweiten eisernen Steg am Ende der Bucht, etwa 3km im Osten. An dieser Stelle der pamphylischen Küste hielten sich nur sehr wenige Leute auf, so dass wir uns ungestört auf das Ereignis einlassen konnten. Ich war überrascht von der Leere, denn am Tag vorher hatte ich hunderttausende Beobachter am Strand erwartet.

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Bild 5:
Der Beobachtungsort von Side aus gesehen.

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Bild 6:
Side vom Beob.-Ort aus gesehen.

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Bild 7:
Das Beobachtungsteam: Josef Gräf, Sabine Gräf, Dr. Rolf Wilmes.

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Bild 8:
Gute Laune am eisernen Steg, zwei Stunden vor der Totalität.


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Bild 10:
Am Beob.-Ort: Blick nach Osten, neun Minuten vor der Totalität.

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Bild 11:
Am Beob.-Ort: Blick nach Westen, eine Stunde vor der Totalität.

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Bild 11:
Am Beob.-Ort: Blick nach Westen, drei Minuten vor der Totalität.

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Bild 12:
Sabine u. Josef Gräf nach der Totalität.

Wir waren ausgerüstet mit zwei Ferngläsern (nur eins davon mit Folie präpariert), drei SoFi-Brillen, einer digitalen Kompaktkamera, einem BORG ED Apochromat 102/640 mit Stativ und einer Canon EOS 10D. Die orangefarbenen Handtücher dienten dem Schutz gegen die Finsterniskälte.
Diese für drei SoFi-Beobachter vergleichsweise spärliche Ausstattung erwies sich als sehr gute Auswahl, denn wir konnten das Ereignis ohne Instrumenten-Stress erleben.
Man vergleiche Bild 9 mit Bild 10 und Bild 11 mit Bild 12: die Helligkeitsunterschiede sind frappierend.


Friedliche Belagerung
Finsternisbeobachter aus aller Herren Länder belagerten die Stadt Side am Finsternistag. Fernsehleute umstellten den Tempel mit ihren Übertragungswagen. Hunderte SoFi-Beobachter lungerten auf den antiken Ruinen herum. Das alles konnten wir an unserem Beobachtungsort mit dem Fernglas bequem beobachten. Die folgenden Bilder, an unserem 3km entfernten Beobachtungsort mit der S40 aufgenommen, zeigen die Belagerung. Die Bilder 14, 15, 16 wurden durchs Fernglas aufgenommen:
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Bild 13:
Side, Gesamtansicht.
104 Minuten vor der Totalität

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Bild 14:
Side, Apollon-Tempel.
101 Minuten vor der Totalität.

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Bild 15:
Side, Apollon-Tempel.
44 Minuten vor der Totalität.

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Bild 16:
Side, Apollon-Tempel.
10 Sekunden später als Bild 15 aufgenommen.


Die Belagerung Sides hatte schon am Tag vorher begonnen. Am 28.3.2006 spazierten wir von unserem 4km östlich gelegenen Hotel am Strand entlang nach Side. Auf der Plattform des Apollon-Tempels hatten sich schon einige Fernsehsender mit ihren Übertragungswagen breitgemacht und probten für ihre Sendungen (Bilder 17, 18, 19). Wir waren uns alle sofort einig, lieber in sicherer Entfernung von dieser Medien-Hölle zu beobachten. Nicht auszudenken, wenn die Fernsehleute ihre Beleuchtungen während der Finsternis einschalten oder ihre infantilen Shows abziehen würden. Dass aber nicht alle Fernseh-Leute von so schlichtem Gemüt sind wie ihr Programm es nahelegt, erfuhren wir, als wir einen sehr netten und durchaus kompetenten Kameramann des ZDF trafen, der sich damit abmühte, seine schwere Kamera in Position zu bringen.
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Bild 17:
Side, Tempel-Plattform
am 28.3.2006.

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Bild 18:
Side, TV-Wagen auf der Tempel-Plattform am 28.3.2006.

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Bild 19:
Side, TV-Wagen aus 2,2km Entfernung, kurz nach dem 4ten Kontakt (0,6 MB, R.Wilmes).

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Bild 20:
Side, Apollon-Tempel an einem gewöhnlichen Abend (26.3.2006, 19:28 Uhr, R.Wilmes).



Die Astronomen

Bitte anklicken Bitte anklicken Der Autor und seine Frau hatten sich einer Reisegruppe von neun Astronomen der Sternwarte Trebur angeschlossen. Der jüngste von ihnen war 22 Monate alt. Das Bild links (bitte anklicken) zeigt die Astronomen am Abend des Finsternistages am Strand. Der Hotelfotograf (verdeckt) versucht, die Gruppe mit Sonnenuntergang abzulichten. Vielen Dank an die Treburer, es waren schöne Tage!


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Bild 21:
Keine Golfer, sondern Astronomen beim Aufbauen, 5 Stunden vor der Totalität.

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Bild 22:
Instrumentenschlacht auf der Hotelwiese.

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Bild 23:
Die Parade der Teleskope und Kameras.

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Bild 24:
Drei Treburer an ihrem Beobachtungsort auf dem Hotelgelände.

Interessante Leute waren das, die um den 29. März herum in Pamphylien unterwegs waren! Schon im Flugzeug Köln/Bonn nach Antalya konnte man jemanden sehen, der in seiner Lektüre der Lie-Gruppen vertieft war.
Aus Indien waren Astronomen angereist, die einen Hotelbalkon mit für eine Reise relativ schwerem Gerät (8Zöller, ~15 Kg) belegten und die indische Nationalfahne am Balkon hissten. Aber insgesamt überwogen die leichten Reiseteleskope wie Russentonnen, ETXe, BORGs sowie Ferngläser und digitale Spiegelreflexkameras mit Teleobjektiven. Offensichtlich waren in unserem Hotel Skandinavier, Engländer, Holländer, Deutsche, Franzosen, Italiener und Inder vertreten. Die Engländer behaupteten, unter ihnen sei der betagte 13. Royal Astronomer.




Griechen, Römer, Seldschuken, Türken und Deutsche

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Bild 25:
Theater in Aspendos.

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Bild 26:
Aquädukt bei Aspendos.

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Bild 27:
Fluss u. Stadt Manavgat.

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Bild 28:
Häuser in Manavgat.

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Bild 29:
"Osmanisch Fleisch Gewürz Für Alles" auf dem Markt in Manavgat.

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Bild 30:
Der Fluss Manavgat.

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Bild 31:
Blick auf die "Riviera" von Side aus, am 28.3.2006 (R.Wilmes).

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Bild 32:
Unsere Hotelanlage.

Erstaunlich, wo von den Römern drangsalierte Sklaven überall Theater und Aquädukte bauen mussten. Bei Aspendos konnten wir am Sonntag, (26.3.2006) beides bewundern. Wir waren mit einer kleinen Gruppe von Interessierten von unserem Hotel dorhingefahren. Unser Reiseführer erklärte uns nebenbei, dass die Türkei mehr antike Sehenswürdigkeiten aufzuweisen habe, als ganz Griechenland.
Was (noch) nicht in der Wikipedia steht: Das Gestein der Römerbauten in Aspendos ist am Boden eines urzeitlichen Meeres entstanden und besonders dauerhaft, es wurde in einem Steinbruch in der Nähe abgebaut.
Weitere Programmpunkte des touristischen Rahmenprogramms unserer Finsternisreise waren am Montag ein Wellness-Besuch in einem Hamam, am Dienstag ein privater Spaziergang nach Side und am Donnerstag der Besuch des Wochenmarktes in Manavgat, eine Schifffahrt auf dem Fluss Manavgat sowie eine Kurzbesichtigung des Wasserfalls.
Die einheimischen Türken erlebten wir als freundliche, sensible und interessierte Leute. An die Vertriebsstrategien der Händler auf dem Wochenmarkt in Manavgat und der Wirte in Side konnten wir uns sehr schnell gewöhnen ("Gutt Preis für Chef", "Trinken ein Euro"). Wir brauchten keine einzige türkische Lira, überall akzeptierte man den Euro und hatte auch genug Wechselgeld parat.
Der Reiseveranstalter hatte für die gesamte einwöchige Reise (Hinflug am 24.3., Rückflug am 31.3. + Hotel, "ultra all inclusive") 872,-Euro für zwei Personen verlangt. Zusätzlich mussten wir an die deutsche Bahn allein für die Fahrt Gießen - Köln/Bonn und zurück 100,-Euro (2 Personen) bezahlen.
Eine Sekunde der totalen Sonnenfinsternis kostete uns also maximal 2,18 Euro pro Person.


Das Wetter
Selten hat man günstiges Wetter bei astronomischen Beobachtungsvorhaben. Jedenfalls bei uns in Mitteleuropa scheint es bisweilen so, als scheiterten fast alle Beobachtungen am schlechten Wetter.
Diesmal schienen die Wettergötter bzw. Wettergöttinnen jahrzehntelanges Fehlverhalten (abgesehen vom Venusdurchgang, Merkurdurchgang, ITV 2001) kompensieren zu wollen, denn sie bescherten uns optimales Wetter nach dem Motto: "Wir können auch anders!"
Im strömenden Regen bei Blitz und Donner landeten wir in der Nacht zum Samstag (25.3.) in Antalya. Der Regen war dermaßen heftig, dass beim Entladen des Flugzeugs eine Pause gemacht werden musste. Anfangs durchwachsen, dann zunehmend freundlich entwickelte sich das Wetter von Samstag bis Montag, um am Dienstag (28.3.) zur Hochform aufzulaufen. Dieser Vortag der Sonnenfinsternis war in Side wolkenlos (siehe Bilder 4, 17, 18 und 31), so dass wir uns schlechtes Wetter gar nicht mehr vorstellen konnten und bei bester Laune und mit großen Erwartungen den Tag und den Abend verbrachten. Der folgende Sonnenfinsternistag war bis zum späten Nachmittag ebenfalls weitgehend frei von Wolken. Während der Totalität waren lediglich einige Cirren zu sehen. Gegen Abend bei Sonnenuntergang zog sich der Himmel zu und blieb während des nächsten Morgens (30.3.) trübe. Am übernächsten Tag, dem Tag der Abreise (31.3.), regnete es morgens.
Die schon Jahre zuvor diskutierten Befürchtungen, der 29. März 2006 könnte der regnerischste Tag in der Geschichte der türkischen Riviera werden, hatten sich nicht bewahrheitet.


Links

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Total and Annular Solar Eclipse Paths 2001-2020.
Eclipse map courtesy of Fred Espenak - NASA/Goddard Space Flight Center. For more information on solar and lunar eclipses, see Fred Espenak's Eclipse Home Page.

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Total and Annular Solar Eclipse Paths 2021-2040.
Eclipse map courtesy of Fred Espenak - NASA/Goddard Space Flight Center. For more information on solar and lunar eclipses, see Fred Espenak's Eclipse Home Page.


© 2. April 2006    by Josef Gräf,   Die Sonnenfinsternis am 29. März 2006